Wege aus der häuslichen Gewalt - Unterstützung und Beratung durch die AWO

Interview mit einer Betroffenen

Zunächst einmal: Wie geht es Ihnen aktuell?

Es geht mir soweit gut.

Wie kam es, dass Sie die Beratung der Interventionsstelle “Häusliche Gewalt & Stalking“ der AWO in Anspruch nehmen mussten?

Es gibt oft Streit zwischen meinem Mann und mir, manchmal wird er sehr laut und derb. Wir wollen uns aber nicht trennen und ich will meinem Mann noch eine Chance geben, sich zu ändern.

Wie schwer oder einfach war es für Sie, Hilfe zu finden und wie sind Sie zur Interventionsstelle der AWO gekommen?

Ich hatte schon mal vom Frauenhaus gehört – da wollte ich aber nicht hin. Dass es so eine Beratungsstelle gibt, wusste ich nicht.

Eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle rief mich kurz nach einem Polizeieinsatz an. Ich hatte die Polizei gerufen, weil ich Angst hatte und mein Mann mich bedroht hat. Das ist schon öfter vorgekommen, aber ich habe noch nie die Polizei gerufen. Diesmal war es aber ganz schlimm für mich. Die Mitarbeiterin sagte mir, dass sie meine Telefonnummer von der Polizei bekommen hätte. Sie stellte sich vor und bot mir eine Beratung an. Wir vereinbarten einen Termin und ich konnte über meine Situation sprechen. Sie hörte mir zu und ich bekam viele Tipps von ihr. Ich sagte ihr, dass mein Mann auch gern eine Beratung hätte und sie gab mir die Telefonnummer der ProMann-Beratungsstelle. Mein Mann war mehrere Male dort, dann wurde der Termin für die Paarberatung vereinbart – weil wir beide das wollten.

Ich weiß nicht, was noch passiert wäre, hätte die Beraterin der Interventionsstelle mich nicht angerufen.

Wie genau hat Ihnen die Interventionsstelle geholfen?

Die Beratung war für mich sehr wichtig. Ich wusste vorher nicht, was ich in meiner Situation tun kann. Jetzt habe ich das Gefühl, ich bin nicht allein und kann meine Beraterin bei der Interventionsstelle jederzeit anrufen, wenn ich Hilfe brauche. Ich habe Informationen bekommen, wie ich mich schützen und was ich tun kann, wenn es wieder zu einem Vorfall kommt.

Warum sind Angebote wie die Interventionsstelle aus Ihrer Sicht wichtig?

Ich glaube, dass es viele Paare gibt, die, so wie wir, Probleme haben und auch Hilfe wollen. Gerade jetzt in der Corona-Zeit ist die Situation noch viel schwieriger geworden. Es müsste noch mehr solcher Beratungsstellen geben, auch in anderen Städten. Und es müsste bekannter sein, dass es solche Beratungsstellen gibt. Gut finde ich, dass die Polizei hier Hilfe anbietet und man nicht allein dasteht.

Es müsste noch mehr Beratungsstellen geben. Und es müsste bekannter sein, dass es solche Angebote gibt.

Wie könnten solche Angebote in Zukunft noch mehr gefördert werden?

Es müsste mehr Beratungsstellen für Menschen geben, die Probleme haben – nicht nur in Halle. Und es müsste dort sicher mehr Personal geben, damit die Berater auch mehr Zeit für uns haben und uns z. B. auch zur Polizei oder zum Anwalt begleiten könnten. Denn viele Frauen haben sicher Angst davor und wissen nicht, wie sie das allein schaffen können. Mein Mann sagt auch, dass es Beratungsstellen nur für Männer geben müsste, wo er Hilfe bekommt. Zum Psychiater will er nicht.