AWO fragt – Landesparteien antworten
Wahlprüfstein: Ehrenamt
Welche Lösungen hat Ihre Partei, um dauerhafte Strukturen zu schaffen, damit das notwendige Ehrenamt eine Bereicherung der Zivilgesellschaft bleibt und nicht verstärkt zum Lückenbüßer für staatliche Aufgaben wird?
Für die SPD Sachsen-Anhalt antwortete die SPD Spitzenkandidatin Dr. Katja Pähle:
Ehrenamt braucht Unterstützung und feste Strukturen. Wir setzen uns für eine Förderung des ehrenamtlichen Engagements durch Lotsen- und Patenschaftsprojekte, Engagementfonds und andere Formate niedrigschwelliger Unterstützung ein. Dazu gehört auch der Ausbau der Anerkennungskultur für bürgerschaftliches Engagement und die Einführung einer Ehrenamtskarte in Kooperation mit Kommunen, Wirtschaft und Verbänden. Wir setzen uns dafür ein dass die Ergebnisse des Dialogprozesses rund um die von uns initiierte Engagementstrategie in der kommenden Legislaturperiode konkretisiert und mit entsprechenden Maßnahmen und Umsetzungsschritten unterlegt werden.
Für die CDU Sachsen-Anhalt antwortete der Kandidat zur Landtagswahl Tobias Krull:
Als CDU setzen wir auf ein soziales Miteinander in unserer Gesellschaft. Dabei geht es nicht allein um das Miteinander der Generationen. Es geht darum, die unterschiedlichen Interessenlagen in unserer Gesellschaft auszugleichen. Familien werden immer wichtiger und sind das Fundament unserer Gesellschaft. Familie ist überall dort, wo Eltern für Kinder und Kinder für Eltern dauerhaft Verantwortung tragen. Sie ist der Ort, an dem Partnerschaft und Solidarität gelebt und der Sinn für Gerechtigkeit vermittelt wird. In ihr reift der Mensch zur Persönlichkeit heran und entfaltet sich zur Freiheit in Verantwortung. Hier werden Werte gelebt, die sich aus dem christlichen Verständnis vom Menschen ergeben – seiner unveräußerlichen Würde und seiner Mitmenschlichkeit. Hier ist auch die Unterstützung des Staates gefragt, wenn es entsprechenden Bedarf gibt.
Ehrenamtliches Engagement gehört zu den tragenden Säulen unserer solidarischen Gesellschaft. Die Möglichkeiten, sich ehrenamtlich zu engagieren, sind genauso vielfältig, wie es die Gesellschaft ist: ob im Sport-, Kultur- oder Sozialbereich; auf der Ebene der ehrenamtlichen Kommunalpolitik, im Bereich der Justiz in Schiedsstellen und im Schöffendienst oder in Gewerkschaften und bei Arbeitgebervertretungen sowie den Selbstverwaltungsorganen der Sozialversicherung oder der Kammern; nicht zu vergessen die Freiwilligen Feuerwehren oder die Organisationen im Rettungswesen und im Katastrophenschutz, um nur einige zu nennen. Überall brauchen wir Menschen, die sich freiwillig engagieren.
Unterschiedliche Formen des Ehrenamtes erfordern unterschiedliche Ansätze, gerade weil das Ehrenamt in der Gesellschaft in den unterschiedlichsten Formen auftaucht. Die CDU wird das Ehrenamt weiterhin fördern. Neben der Sicherstellung guter Rahmenbedingungen für das ehrenamtliche Engagement gilt es auch, die Vorstände in ihrer Arbeit zu unterstützen. Die professionelle Begleitung ehrenamtlicher Arbeit, zum Beispiel durch Freiwilligenagenturen und ähnliche Organisationen, wollen wir weiter fördern. Wir wollen die Auszahlung von Fördermitteln für Projekte möglichst unbürokratisch gestalten.
Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sachsen-Anhalt antwortete der Landesvorsitzende Sebastian Striegel:
Es bedarf einer tragfähigen Mischung von Haupt- und Ehrenamt. Beide haben ihre eigene Wertigkeit und Sinnhaftigkeit. Um das Ehrenamt zu fördern, wollen wir eine zentrale Anlaufstelle für die Beantragung von Fördermitteln aufbauen, um möglichst niedrige bürokratische Hürden für Engagement zu errichten. Das ist für uns Ausdruck einer positiven Engagementkultur, die wir im Land befördern wollen. Denn zuallererst braucht es Wertschätzung und eine Kommunikation auf Augenhöhe zwischen der Zivilgesellschaft und der Behörden/der Verwaltung, um Engagement zu stärken.
Für DIE LINKE Sachsen-Anhalt antwortete der Landesvorsitzende Stefan Gebhardt:
Die Tendenz, hauptamtliche zu erfüllende Aufgaben aus dem Kernbereich staatlicher Verantwortung in das Ehrenamt abzugeben ist ganz überwiegend der strukturellen Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte und daraus folgend der Personalnot in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltungen geschuldet. DIE LINKE tritt deshalb für eine umfassende Steuerreform ein, die in erheblichem Umfang gesellschaftlichen Reichtum so umverteilt, dass in den öffentlichen Haushalten die Mittel zur Verfügungen stehen, um sozialstaatliches Handeln wieder auszubauen und die Aufgaben der Daseinsvorsorge umfassen wahrnehmen zu können.
Für die FDP Sachsen-Anhalt antwortete der Kandidat zur Landtagswahl Konstantin Pott:
Ehrenamtliche leisten jeden Tag immer wieder einen enorm wichtigen Anteil für die Zivilgesellschaft. Um eine Lückenbüßerrolle zu verhindern, müssen klare Kompetenzen zwischen Ehren- und Hauptamt abgesteckt werden. Außerdem müssen Anreize für das Ehrenamt geschaffen werden. Beispiele hierfür sind kostenloser ÖPNV oder Kulturgutscheine.