Offene Jugendarbeit – wichtige Räume für die Entwicklung junger Menschen
259.000 junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren leben in Sachsen-Anhalt. Junge Menschen sind neugierig, wollen mitbestimmen und mitgestalten – ein Potential, das gefördert werden muss. Dafür brauchen Kinder und Jugendliche Räume, in denen sie sich ihren Entwicklungsbedürfnissen entsprechend bewegen können. Offene Jugendarbeit bietet solche Räume und ist als informelle Form der Bildung für unsere Gesellschaft von unschätzbarem Wert: junge Menschen lernen hier, ihre Welt außerhalb der Familie zu gestalten, Konflikte auszustehen, Projekte gemeinsam zu umzusetzen.
Jugendarbeit ist der Ort, an dem Jugendliche Teilhabe erfahren und der vor Radikalisierung schützen kann. Jugendliche lernen am besten von und mit Jugendlichen. Deshalb müssen die Jugendverbände und die offene Jugendarbeit dringend gestärkt werden.
Jugendarbeit ist eine Pflichtaufgabe! Kinder und Jugendliche sind das entscheidende Potential für unsere Zukunft.
Junge Menschen begleiten und unterstützen – das Engagement der AWO in Sachsen-Anhalt
Die AWO begleitet landesweit junge Menschen in Jugendclubs auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Das Landesjugendwerk, der Jugendverband der AWO, bietet Jugendlichen Möglichkeiten der demokratischen Mitgestaltung, der Selbsterfahrung, des freiwilligen Engagements sowie Freizeit- und Jugendbildungsangebote.
In den offenen Jugendangeboten in Wittenberg, Halle, Klötze, Salzwedel, Kalbe, Barby und Greppin ermöglichen wir jungen Menschen, ihre Bildungsangebote in ihrer Freizeit selbst zu gestalten. Neben einer Reihe von selbstgewählten Schwerpunkten steht nicht zuletzt die politische Bildung im Vordergrund - z.B. bei den Bildungswochen gegen Rassismus, bei der U18-Wahl oder bei der Beteiligung an den interkulturellen Wochen.
Mit unserem am Sozialraum orientierten Handeln binden wir die Jugendlichen aktiv in unsere Quartierskonzepte mit ein und geben gleichsam den Rahmen, um gemeinsam mit anderen Partnern in der Kommune Lebens- und Erfahrungsräume für junge Menschen zu gestalten, z.B. in der in Zusammenarbeit mit Schulen. In Gommern sucht ein Streetworker des Jugendwerks der AWO junge Menschen in ihren Räumen auf.
Unser Ziel: Jugendliche stärken, zur Mitbestimmung ermutigen.
Unsere Vision guter Jugendarbeit
- Angebote und Clubs für junge Menschen sind als Orte informellen Lernens ebenso wertgeschätzt wie Schulen.
- Es hängt nicht von der Finanzkraft der Kommunen ab, ob es Angebote der Offenen Jugendarbeit gibt. Vorhandene Angebote sind nicht von Schließungen bedroht.
- Mitarbeitende sind gut ausgebildet und bilden sich regelmäßig fort.
- Jugendliche können sich sicher sein, dass sie durch die Angebote und Mitarbeitenden auch über Jahre hinweg auf ihrem Weg ins Erwachsenwerden begleitet werden. Dabei können sich Jugendliche in Selbstverwaltung proben. Die Mitarbeitenden begleiten sie hierbei.
- Die Angebote und Räumlichkeiten entsprechen den Erfordernissen und Bedürfnissen der jungen Menschen und gehen mit der Zeit. Eine digitale Ausstattung ist selbstverständlich.
- Alle Jugendlichen haben eine Chance auf Jugendarbeit. In ländlichen Räumen ist die Verkehrsanbindung zu entsprechenden Einrichtungen auch außerhalb des Schülerverkehrs gesichert.
AWO fragt – Landesparteien antworten
Im Juni haben Wahlen in Sachsen-Anhalt stattgefunden und im September wird bundesweit gewählt. Wir haben vorab die Standpunkte von Landesparteien zu ausgewählten Aspekten der Sozialpolitik erfragt.
Schau hin.
Unsicherheiten durch Sparmaßnahmen und Schließungen
Obwohl Jugendarbeit ein wichtiger Entwicklung- und Bildungsraum für Jugendliche ist, erfährt sie von der Politik immer weniger Wertschätzung und fällt den klammen Kassen der Kommunen schnell zum Opfer. Es gibt keinen Anspruch eines jungen Menschen auf die Teilhabe an Jugendräumen. Entsprechend prekär ist die Situation bei den bisherigen Angeboten: immer wieder sind sie von Schließungen bedroht. Mitarbeiter*innen bleiben in dieser Unsicherheit nicht lang und für Kinder und Jugendliche heißt das: Sie haben keine kontinuierliche Begleitung.
Wenn Fördermittel fehlen
Immer mehr Träger müssen sich aufgrund der prekären Situation aus der Jugendarbeit zurückziehen, auch wenn sie diese fachlich stützen. Zusätzlich kommt es auch zu Schließungen, so wurde zum Beispiel der Jugendclub Rainbow der Arbeiterwohlfahrt in Schönebeck nach 14 Jahren Arbeit geschlossen, weil Fördermittel fehlten.
Pack an!
Wir fordern: politische Weichenstellung für eine Sicherung der Jugendarbeit – heute und in Zukunft
- Jugendarbeit ist eine bundesgesetzliche Pflichtaufgabe, die in der Umsetzung vor Ort klarer definiert werden muss:
- Einführung des „Jugendschlüssels“ (fester Finanzierungsbetrag pro Kind und Jugendlichen, feste Anzahl Angebote, Flächenfaktor für den ländlichen Raum)
- verbindliche fachliche Qualitäten
- stabile und verlässliche Rahmenbedingungen für Beschäftigte
- mehrjährige Verträge / Zuwendungsbescheide
- Anpassung der Mobilitätsstrategie an die Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen
- öffentlicher Nahverkehr auch in den Nachmittags- und Abendstunden
- Evaluierung der Rahmenbedingungen in der Jugendarbeit - Nutzung der Erkenntnisse des Kinder- und Jugendberichtes
- angemessene räumliche und digitale Ausstattung
- Jugendpolitik des Landes an gleichberechtigter Teilhabe an Jugendangeboten sowie Armutsbekämpfung ausrichten
- flächendeckendes, bedarfsorientiertes Angebot der offenen Jugendarbeit